Jürgen Schiller ist nicht nur geschäftsführender Gesellschafter von Westfalia Eichmann, sondern auch Mitinitiator der Ausbildungsmesse im Nachhaltigen Gewerbegebiet, organisiert von der Standortinitiative Frankfurter Osten nachhaltig (FFN) e.V. in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Frankfurt. Am 1. März 2024 geht diese nun unter dem Motto „Für Dich und Deine Zukunft“ in eine zweite Auflage – und hat schon jetzt reichlich Interesse hervorgerufen. Denn der Erfolg aus dem Vorjahr scheint sich herumgesprochen zu haben.

Herr Schiller, warum liegt Ihnen die Ausbildung junger Menschen so am Herzen?

Nun, meine eigene Ausbildung liegt jetzt auch schon ein paar Tage zurück – zugegeben. Aber das ganze Thema umtreibt mich als Geschäftsführer eines Unternehmens mit weit mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in meinem Alltag natürlich schon sehr. Nicht nur, dass es in ökonomisch herausfordernden Zeiten immer auch schwierig ist Fachkräfte zu gewinnen, so hat sich auch der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren massiv verändert. Wir sehen einfach, dass sich Bedarfe und Ansprüche neu geformt haben – und zwar auf Arbeitgeber-, wie auch auf Arbeitnehmerseite. Gleichzeitig sind wir als Unternehmen davon abhängig, junge Menschen in unsere Betriebe zu integrieren.

Was meinen Sie damit?

Für unsere potenziellen neuen Kolleginnen und Kollegen, ob jetzt ausgelernt und erfahren, ob Auszubildende oder Praktikantin, werden stets andere Wünsche formuliert. Und für uns als Ausbildungsbetriebe, obschon wir jahrzehntelange Erfahrungen damit haben, stellen sich dadurch neue Fragen.

Zum Beispiel?

Allein schon bei Stellenausschreibungen und den Fragen: „Wie erreiche ich meine Zielgruppe?“, „Ist mein Unternehmen attraktiv für Bewerberinnen und Bewerber?“, müssen wir heutzutage neue, mutige Wege und Ansätze finden. Die Zeiten, in denen wir schlichtweg Inserate schalteten und sich daraufhin tonnenweise Post mit Bewerbungen im Büro stapelten, die sind lange vorbei. Ich muss meine Auszubildenden anders erreichen, um sie auf mein Unternehmen aufmerksam machen zu können.

Doch damit stehen Sie sicher nicht allein da?

Ganz gewiss nicht! Auch andere Unternehmen hier im Gewerbegebiet – und natürlich auch darüber hinaus – haben diese Herausforderungen und die immer gleichen Fragestellungen. Das sehen wir auch bei unseren Treffen in der Standortinitiative. Und letztlich führten genau diese Erkenntnisse bei gemeinsamen Workshops letztlich dazu, dass wir sagten: Kommt, lasst uns das Thema nochmal zusammen angehen und eine Ausbildungsmesse in unserem Gebiet ins Leben rufen.

Warum sahen Sie ausgerechnet in einer Ausbildungsmesse, die ja auch mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden ist, die Chance dem Thema nochmal Schwung zu verleihen?

Einerseits stellt sich für mich die Frage des Aufwandes, wenn ich etwas erreichen möchte, nicht. Um etwas anzutreiben, musst du auch bereit sein etwas zu geben. Und andererseits konnte ich auf meinen eigenen Erfahrungsschatz bauen: Ich war in der Vergangenheit häufiger auf Ausbildungsmessen. Es gab zum Beispiel eine erfolgreiche Auflage in Eckenheim in der Brandschutzwache. Es faszinierte mich total, wie viele Leute dort hinkamen, aber auch wie niederschwellig man dort mit anderen Menschen in Kontakt treten konnte. Nicht nur mit anderen Unternehmen oder Auszubildenden, sondern auch mit Vertreterinnen und Vertretern sogenannter Ausbildungsinstitute.

Und das trugen Sie in die Standortinitiative?

Genau. Wir waren uns schnell einig: Wir wollen das gemeinsam machen. Zunächst waren wir sehr verhalten und planten konservativ und zurückhaltend. Nach dem Motto: Wer sollte sich schon dafür interessieren. Doch recht schnell wurde uns auch durch die Resonanz klar, dass wir einen Nerv getroffen hatten. Innerhalb kürzester Zeit kamen wir schon auf 30 Anmeldungen von Seiten der Ausstellenden. Wir kontaktierten dann weitere Unternehmen, Schulen und sogar über das Kultusministerium bekamen wir Kontakte vermittelt. Und am Ende waren wir total überwältigt davon, wie gut die Ausbildungsmesse 2023 angekommen ist.

Können Sie sagen, wie viele Suchende am Ende auf der Ausbildungsmesse fündig geworden sind?

Ja, wir haben das im Nachgang erhoben. Dabei haben weit mehr als 30 Ausbildungsstellen vermittelt werden können. Über 20 Praktikumsplätze fanden ebenfalls Interessenten. Wir als Westfalia Eichmann selbst konnten vier Auszubildende gewinnen. Alles in allem sind das natürlich herausragende Zahlen und hat uns als Standortinitiative mehr denn je darin bestätigt, das Modell der Ausbildungsmesse in eine zweite Auflage fließen zu lassen.

Herr Schiller, was macht die Ausbildungsmesse im Frankfurter Osten für Sie so besonders?

Was einfach für uns spricht: Unternehmen unterschiedlicher Größe, ob kleiner Handwerksbetrieb, Industrieunternehmen oder gar großer Konzern, sie alle sind bei uns vertreten und präsentieren sich auf ähnliche Weise. Es gibt keine großen Messestände, sondern die Unternehmen präsentieren sich zumeist mit Rollup und Tisch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Gleichzeitig setzten wir auch weiter auf einen Mix aus allen Branchen. Das spiegelt sich auch in den Anmeldungen wider: wir konnten beispielsweise nicht nur den Steinmetz F.Hofmeister oder Karosseriebauer Carl Friederichs gewinnen, sondern auch wieder größere Unternehmen, wie REWE oder Stada. Insgesamt sind es rund 50 Unternehmen, die sich präsentieren. Da ist also für alle Interessensgruppen etwas dabei und zieht hoffentlich auch die Abiturklassen an, die im vergangenen Jahr nicht so stark vertreten waren.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr?

Allen voran soll das Angebot wieder eines sein: niederschwellig. Das heißt erreichbar, nahbar und offen.   

Abschließend noch ein Blick auf das große Ganze: Was bedeutet es für den Standort, dass Sie die Ausbildungsmessen hier in das Nachhaltige Gewerbegebiet holen?

Man darf es gerne so mutig sagen: Die Ausbildungsmesse kann für uns ein Leuchtturm sein. Gleichzeitig hat sie aber auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun, und zwar mit sozialer Nachhaltigkeit. Denn fast jedes Unternehmen betrifft es hier und wir finden gemeinsam einen Lösungsansatz und -weg, diesem Thema zu begegnen. Dadurch schaffen wir letztlich einen Mehrwert für das Gewerbegebiet und lernen voneinander.

Jürgen Schiller ist gebürtiger Frankfurter und seit fast 35 Jahren bereits am Standort im Frankfurter Osten tätig. Sein Unternehmen Westfalia Eichmann, wo er als Geschäftsführer und Anteilseigner fungiert, ist auf die Vermarktung von Anhängerkupplungen für verschiedensten Fahrzeuge spezialisiert. Als engagierter Unternehmer vor Ort ist er ein prägender Kopf der Standortinitiative im Frankfurter Osten.

Weitere Informationen zur Ausbildungsmesse finden Sie hier.